
2021 feierte die Feuerwehr Maria Neustift ihr 100-jähriges Jubiläum. Am 10. September fand ein Fest im Haus der Dorfgemeinschaft statt, bei dem ein Rückblick auf die letzten 100 Jahre präsentiert wurde. Höhepunkt war die Enthüllung eines 272-seitigen Buches zur Feuerwehrgeschichte, verfasst von Johann Kopf, Johann Baumann, Alexander Kopf und Christian Riener.
Das Buch „Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Maria Neustift“ ist für 35 EUR bei lokalen Verkaufsstellen, den Kommandomitgliedern und unserem Beauftragten für Museum und Geschichte E-HBI Johann Kopf erhältlich. Alle Interessierten sind eingeladen, in die Geschichte der Feuerwehr einzutauchen.
Einen ganz besonderen Platz hat die Geschichte auch in unserem Feuerwehrhaus. Unter der Federführung von E-HBI Johann Kopf wurde in den Jahren 2022 - 2023 ein Feuerwehrmuseum in einem eigenen Raum eingerichtet.
Hier wird unsere Geschichte bewahrt und alte Ausrüstung und Gerätschaften ausgestellt. Das Museum kann jederzeit gegen Voranmeldung besichtigt werden. Melden Sie sich dazu gerne bei E-HBI Johann Kopf.
33 Mann waren am 21. September 1921 als erste dabei, welche sich in das Grundbuch der Feuerwehr Neustift eintragen ließen und somit als Gründungsmitglieder mit Friedrich Reiter, damals noch als Ausschussobmann, geführt wurden.
Die ersten Feuerwehrgeräte, wie die Handdruckspritze und diverses Schlauchmaterial, waren im Schuppenanbau an das Gemeindehaus untergebracht. Mit dieser - ihrer ersten - Unterkunft musste die Feuerwehr Neustift bis zum Neubau eines Feuerwehrdepots im Jahre 1930 das Auslangen finden. Nach mündlichen Überlieferungen war jedoch der 1926 angekaufte Spritzenwagen, der noch von Pferden gezogen werden musste, schon im Scheunenteil des Gasthofs zur Roisentaverne untergebracht. Dies ist naheliegend, da die Gespannpferde auch vom Besitzer des Gasthauses zur Roisentaverne für Einsatzfahrten mit dem Spritzenwagen bereitgestellt wurden.
Mit dem Ankauf eines Spritzenwagens von der Fa. Rosenbauer im Jahre 1926 wurde eine deutliche Verbesserung der Löschhilfe erzielt. Auf diesem Spritzenwagen konnten 6 Mann sowie eine Handdruckspritze und das nötige Schlauchmaterial transportiert werden. Ab 1930 wurde dann die erste motorbetriebene Feuerlöschpumpe „Kleiner Florian“ als Einsatzpumpe mitgeführt. Dieser Spritzenwagen konnte schon mit zwei Pferden entsprechend zügig bewegt werden und somit war eine raschere Hilfeleistung möglich. Laut einem Zeitungsbericht hatte der Spritzenwagen beim Brand des Anthofergutes am 4.Juli 1926 seine Bewährungsprobe zu bestehen. Unser ältestes Mitglied Johann Ratzberger, Kommandant von 1954 bis 1966, erinnert sich noch an das Vorhandensein eines - wie oben abgebildeten - Spritzenwagens.
Im Jahr 1930 begann die Suche nach einem neuen Zuhause für den Spritzenwagen, die Einsatzuniformen und Geräte. Das neue Feuerwehrdepot wurde platzsparend neben dem Gasthaus zur Roisentaverne an der Straße nach Steyr errichtet – zentral und schnell erreichbar für die Kameraden. Dank der handwerklichen Fähigkeiten der Feuerwehrmitglieder und Materialspenden, wie Holz aus Maria Neustift, wurde vieles in Eigenleistung erbracht.
Zwischen 1945 und 1949 nutzten russische Besatzer das Depot als Pferdestall, wodurch es stark verwahrloste. Danach wurde es bis 1971 als Stützpunkt der Feuerwehr Maria Neustift genutzt. Mit der zunehmenden Motorisierung wurde die Platznot im Depot immer größer, sodass bei der Ausfahrt oft die Straßenböschung als Lenkhilfe dienen musste. Das Depot diente der Feuerwehr 41 Jahre lang als Zuhause.
Die Gründung der freiwilligen Feuerwehr Neustift war gerade einmal 17 Jahre her, als sich das NS-Regime mit neuen Werten in Österreich breit machte. Werte, die mit der Intention und dem Bestreben der damaligen Gründungsmitglieder in absolutem Gegensatz standen. Während man als Mitglied einer Feuerwehr in Notsituationen jedem und jeder Betroffenen freiwillige Hilfe leistet und seine eigenen Interessen hintanstellt, so waren in den Kriegsjahren die Machtfantasien des NS-Regimes der Schwerpunkt, dem alles untergeordnet wurde bzw. untergeordnet werden musste. Das Leid der Bevölkerung wurde hingenommen und auch die Feuerwehr wurde instrumentalisiert, sowie ihr Knowhow und ihre Ausrüstung ausgenützt. Der Idealismus der damaligen Mitglieder hatte jedoch dafür gesorgt, dass die “Institution Feuerwehr” noch viel stärker aus dieser Zeit hervorging.
DIE FEUERHWEHR ERLANGT NACH DEM KRIEG IHREN - BIS HEUTE AUFRECHTEN - STATUS ALS KÖRPERSCHAFT ÖFFENTLICHEN RECHTS.
1949 erfolgt die Eintragung im “Feuerwehrbuch der O.Ö. Landesregierung”. Die Freiwillige Feuerwehr Maria Neustift wird zu einer Körperschaft öffentlichen Rechts, das heißt, es kommt ihr Rechtspersönlichkeit zu. Dieser besondere Status ist mit vielen - gesetzlich geregelten - Rechten und Pflichten verbunden. Mit 1. Oktober 1949 erfolgt der Wiedereintritt von Friedrich Reiter, der 1938 nach Ternberg versetzt worden war. Er übernimmt nun wieder das Kommando der Feuerwehr Maria Neustift. In den Jahren zwischen 1944 und 1949 war Franz Hofer Kommandant gewesen.
AUSRÜSTUNGSAUFSCHWUNG BEI DER FEUERWEHR MARIA NEUSTIFT
Dieser ist nicht zuletzt Dank der sehr guten, ja sogar freundschaftlichen Verbindung von Kommandant Friedrich Reiter mit Landeskommandant Hartl zu verdanken. Seine Anwesenheit bei der Weihe der Tragkraftspritze und des Rüstfahrzeuges verlieh der Festlichkeit eine zusätzliche Aufwertung. Die Feuerwehr bekam ein ehemaliges Militärfahrzeug, das nach dem Krieg von der Firma Rosenbauer zu einem Feuerwehrfahrzeug umgebaut wurde. Die Fahrzeugdaten Das Fahrgestell des Rüstfahrzeuges war ein Chevrolet Canada, ein geländegängiger 3-4 Tonnen LKW mit Allradantrieb vom Typ C8A und wassergekühltem Sechszylinder-Viertakt Vergasermotor. Der Hubraum betrug 3548 cm³ und die Leistung 85 PS (62,5 kW). Das genaue Baujahr ist nicht mehr bekannt, es liegt aber im Bereich zwischen 1943 und 1945.
DIE GESCHICHTE ÜBER EINE DER SCHWERSTEN JAHRE UNSERER FEUERWEHR
1960 musste das alte Rüstfahrzeug wegen irreparabler Schäden außer Dienst gestellt werden. Ein neues Tanklöschfahrzeug war dringend nötig, doch die Gemeinde hatte wegen Schulbauprojekten keine Mittel. Zwischen 1960 und 1965 wurden Einsätze nur mit einem Pumpenanhänger bewältigt.
1966 beschloss eine Spender-Versammlung, gesammeltes Geld für den Kauf eines Allrad-Tanklöschfahrzeugs bereitzustellen, mit einer Frist von zwei Jahren. Aufgrund der schwierigen Lage legten Kommandant Ratzberger und sein Stellvertreter zum 1. September 1966 ihre Ämter nieder. Neuwahlen wurden angekündigt.
Nach sechs Jahren ohne Feuerwehrfahrzeug konnte die Feuerwehr Maria Neustift endlich ein neues Tanklöschfahrzeug in Dienst stellen. Der Unimog mit Allradantrieb und großem Wassertank war ideal für die damaligen steilen, unbefestigten Wege. Der Wassertank ermöglichte sofortige Brandbekämpfung ohne lange Löschleitungen, und die großen Geräteräume erleichterten den Transport moderner Ausrüstung – ein großer Fortschritt für die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr.
HERVORRAGENDE BEWERBSERGEBNISSE AUF BEZIRKS- UND ABSCHNITTSEBENE
Das Bewerbswesen hatte inzwischen einen hohen Stellenwert bei der Feuerwehr Maria Neustift eingenommen und das zeigte sich auch durch ein äußerst erfolgreiches Abschneiden bei den Bewerben in diesen Jahren. Es konnte unter anderem der Sieg beim Bezirks-Nass Leistungsbewerb in Weyer sowohl in “Bronze” als auch in “Silber” gefeiert werden. Es wurden auch Überlegungen für die längerfristige Unterbringung der Feuerwehr angestellt. Somit wurde im neu geplanten Gemeindehaus eine Garage für die Feuerwehr berücksichtigt und miteingeplant, um die notwendigen Platzerfordernisse für den Tankwagen und den Tragkraftspritzen (TS)-Anhänger zu schaffen.
SERVICE FÜR DIE NEUSTIFTERINNEN UND NEUSTIFTER
Um der Bevölkerung die Wirkung von Feuerlöschern zu demonstrieren, wurde durch die Feuerwehr eine Feuerlöschervorführung organisiert und die
Bevölkerung wurde hierbei praxisgerecht unterwiesen. Diese Feuerlöschervorführung wurde am Wolfsjäger-Parkplatz ausgetragen und Kommandant Dürnberger selbst zeigte die richtige Handhabung. Von den Zuschauern wurden nach der Vorführung etliche Feuerlöscher für den persönlichen Schutz zu Hause erworben. Damals war ein Feuerlöscher noch bei weitem nicht in jedem Haushalt vorhanden.
1980 plante die FF Wieting den Ankauf eines neuen Tanklöschfahrzeugs. Bei der Besichtigung bei Rosenbauer kam es zu einem Gespräch mit Bezirksfeuerwehrkommandant Stegmüller, der vom Glasenbergfest in Maria Neustift erzählte. Die FF Wieting entschied spontan, das Fest zu besuchen. Kommandant Dürnberger organisierte Übernachtungsmöglichkeiten, und beim Fest entstand sofort eine Freundschaft. Ein Gegenbesuch in Wieting wurde ebenfalls vereinbart.
Nach 21 Jahren in der Kellergarage des Amtshauses war ein neues Feuerwehrhaus dringend nötig. Im Januar 1988 begann die Suche nach geeigneten Standorten, wobei das Ortszentrum bevorzugt wurde. Der Wunschstandort wurde schnell festgelegt, und die Grundbesitzer Johann Ahrer und Josef Stockenreiter stimmten der Bereitstellung des Baugrundes zu. Diese Zusage war entscheidend, um dem neuen Kommando, das 1988 gewählt wurde, eine Perspektive zu bieten. Geplant wurde ein Gemeinschaftsprojekt mit Bauhof und Feuerwehrhaus in einem Gebäude. Erste Pläne wurden 1989 bei der Jahreshauptversammlung vorgestellt.
Das neue Feuerwehrhaus legte den Grundstein für den Aufschwung der 1990er- und 2000er-Jahre. Es bot ausreichend Platz, um Fahrzeuge und Ausrüstung zentral unterzubringen: ein Tanklöschfahrzeug, ein Kommandofahrzeug und ein Pumpenanhänger fanden in den drei Garagen Platz. Eine moderne Einsatzzentrale mit Telefon und Fax erleichterte die Koordination. Werkstatt und Schlauchturm ermöglichten die Wartung und Reinigung der Ausrüstung. Der Schulungsraum diente der theoretischen Ausbildung, und der Jugendraum förderte die spätere erfolgreiche Jugendarbeit.
Wasserwerfer, Seilwinde, Lichtmast, usw. Kaum ein Wunsch blieb offen
Die steigenden Reparaturkosten des seit 1978 im Einsatz befindlichen TLF Steyr 590 führten 1998 zu dem Entschluss, das Fahrzeug zu ersetzen. In der Gemeinderatssitzung am 25. Mai 1998 wurde die Anschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeugs per Grundsatzbeschluss beschlossen. In den darauffolgenden Monaten wurden Details wie die zusätzliche Ausstattung mit einer Seilwinde, einem Lichtmast und einer Straßenwaschanlage abgestimmt. Als Basis wurde das Modell Steyr 14 S 28 der Firma MAN gewählt, während der feuerwehrspezifische Aufbau von der Firma Rosenbauer aus Leonding übernommen wurde.
Die Beschaffung des 2011 georderten Kommandofahrzeugs war ein besonderes Ereignis, da erstmals ein Fahrzeug von Feuerwehr und Rotem Kreuz gemeinsam genutzt wurde. Auf Initiative von Gemeindearzt Dr. Urban Schneeweiß entstand ein Kleintransporter, der sowohl feuerwehrspezifische Ausrüstung als auch eine behindertengerechte Ausstattung mit Rollstuhlrampen und Systemboden erhielt. Während die Feuerwehr das Fahrzeug primär nutzt, wird es etwa 3 Stunden pro Woche vom Roten Kreuz für Transporte der örtlichen Tagesheimstätte verwendet.
Insgesamt 2 Tage lang wurde Maria Neustift zum Mittelpunkt des Bewerbsgeschehens im Abschnitt Weyer. Am Samstag stand der Jugendbewerb auf dem Programm. Das mäßig gute Wetter konnte die zahlreichen Jugendgruppen nicht abhalten, das Beste zu geben. Dafür gab’s strahlenden Sonnenschein beim Aktivbewerb am Sonntag. Gut lachen hatte auch die Bewerbsgruppe Maria Neustift 2. Mit einer Zeit von 44,00 Sekunden in “Bronze” (Platz 5) und 45,80 Sekundenin in “Silber” (Platz 13) konnte trotz geringem Trainingsaufwand ein sensationeller Erfolg erzielt werden.
2008: Installation einer modernen Heizungsanlage zur Verbesserung der Raumklimatik, in Kooperation mit dem Gasthaus Großbichler.
2011: Umbau des alten Küchenraums zum Kameradschaftsraum mit Sitzbänken, Schankbereich und einem dekorativen Mosaik des Feuerwehrwappens.
2013: Modernisierung des Schulungsraums mit zeitgemäßer IT-Ausstattung und funktionaler Gestaltung.
2015: Renovierung der KDO-Zentrale mit Fingerprint-Zutrittssystem, modernster Technik und maßgefertigten Möbeln.
Erstmals in der Geschichte übernahm die Feuerwehr Maria Neustift eine Stützpunktaufgabe: Im Dezember wurde der Stromerzeuger-Anhänger STROMA vom Landes-Feuerwehrkommando übergeben. Dieser sichert im Blackout-Fall die kritische Infrastruktur und ersetzt die bisherige Zuständigkeit der FF Ternberg.
Der 3,49 Tonnen schwere Anhänger (6,7m x 2,4m x 2,5m) kann nur mit KLF oder TLF bewegt werden. Zusätzlich gehören zwei leistungsstarke Tauchpumpen (3000 l/min pro Pumpe) von der Marke Grindex zum Stützpunkt, die direkt von der FF Ternberg übernommen wurden.
Aufgrund der veralteten Raumaufteilung und fehlender Umkleidemöglichkeiten, insbesondere für weibliche Mitglieder, wurde eine umfassende Innenrenovierung des Feuerwehrhauses beschlossen. Der Umbau erfolgte in mehreren Etappen:
Etappe 1: Umbau der ehemaligen Splittbox zur Fahrzeuggarage mit Werkstattbereich, Einzug einer Zwischendecke mit Dachbodenöffnung und Austausch der Garagentore gegen elektrische Tore.
Etappe 2: Umbau der alten Werkstatt zum Umkleideraum und Erweiterung der Fahrzeughalle um einen Atemschutzraum, wodurch das Umkleiden in der kalten Fahrzeughalle entfällt.
Die Arbeiten wurden im Zuge der Übernahme der Stützpunktaufgabe Stromerzeuger umgesetzt.
Mit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 wurde auch der Feuerwehrbetrieb erheblich eingeschränkt. Lockdowns, Abstandsregeln, Maskenpflicht und Hygienevorschriften führten zur Absage oder starken Einschränkung von Übungen und Veranstaltungen. Einsätze erfolgten unter strengen Hygieneregeln, Sitzungen wurden online abgehalten, und die FFP2-Maske war ständiger Begleiter. Einsatzgeräte wie Atemschutzgeräte und Fahrzeuge mussten umfassend desinfiziert werden.
Die Quarantänevorschriften stellten eine besondere Herausforderung dar, da bei Infektionsfällen gesamte Mannschaftsteile in Heimquarantäne mussten. Für Kinder organisierte die FF Maria Neustift einen Zeichenwettbewerb, der bundesweit und bis nach Deutschland Anklang fand, initiiert von Alexander Kopf.